Ein Museum wird zeitgemäß – Ein Gespräch mit Prof. Jörg Linowitzki

Ein Museum wird zeitgemäß – Ein Gespräch mit Prof. Jörg Linowitzki

Über Jahre befand sich das Haus Hansestadt Danzig in einer Art Schattendasein, war kaum zugänglich und dadurch fast schon zwielichtig geworden. Seitdem Prof. Jörg Linowitzki nun ehrenamtlich für das Museum zuständig ist, änderte sich nicht nur die Fassade zum Vorteil, sondern auch das Interieur wird umgestaltet und das Haus ist wieder für Besucher geöffnet. Mit merkbarer Freude an seiner Aufgabe erzählt Jörg Linowitzki über die Geschichte und Funktionen dieses kleinen Museums in der Engelsgrube 66. Das Gespräch für die Lübeckischen Blätter führte Hans-Dieter Grünefeld. LB: Welchen historischen Kontext hat das Haus Hansestadt Danzig in Lübeck? Jörg Linowitzki: Die Geschichte Danzigs ist sehr vielfältig. Der polnische Name Gdan´sk ist aus dem Dänischen entlehnt. Danzig war also skandinavisch, preußisch, pommersch, kaschubisch, und dann war es von 1920 bis 1939 Freie Stadt, im letztgenannten Jahr lebten 92 Prozent Deutsche dort. Zum Beginn des Zweiten Weltkrieges griffen die Nationalsozialisten nicht zunächst auf der Westerplatte, sondern die Post an, weil die Post in Danzig immer polnisch war. Nach der Kapitulation 1945 mussten viele (nicht nur) deutschsprachige Menschen fliehen. Die meisten wollten an der Ostseeküste bleiben und haben sich nach Lübeck und anderen Städten an der Ostsee und auch Nordsee orientiert. Und irgendwann haben sich viele hier in Lübeck wieder getroffen. Sie hatten sehr verschiedene Ambitionen: einige strebten ein ganz neues Leben an, andere wollten Vereine und auch Vertriebenenverbände gründen. Der Danziger Förderkreis e. V. erwarb 1980 das Haus in der Engelsgrube per Erbbaurecht und beschloss 2011 die Stiftung Haus Hansestadt Danzig, welche wiederum 2013 das Haus übernahm. Es ist zuvor von 1980 bis 1981 saniert worden, und alle Menschen, die sich hier in Lübeck wieder begegnet sind, haben, was sie an Memorabilia von der Flucht mitbrachten oder nach 1945 auf dem freien Markt erwerben konnten, hier in diesem Haus gesammelt und daraus ein kleines Museum gemacht. Noch heute kommen Dinge aus diesem Bereich als Geschenke hier an. Bereichert wurde das Museum außerdem durch Leihgaben, die großzügig von der Kulturstiftung des Bundes und vom Bundesinnenministerium gewährt wurden, wofür es sogar einen Etat gab. Und so haben wir nun ein stattliches kleines Museum, das ausschließlich der Hansestadt Danzig gewidmet ist. Die Initiatoren sind bereits zwischen 90 und 95 Jahre alt oder sie sind gestorben, sodass sich nur noch sehr wenige an die Gründerzeit erinnern.

Aber ich musste lernen, dass in Lübeck viele Menschen leben, deren Eltern oder Großeltern aus Danzig stammen, sodass es enge Verbindungen zwischen den beiden Städten gibt.

LB: Wie sind Sie zum Leiter dieses kleinen Museums geworden?

JL: Zu den Menschen, die dies alles geformt haben, aber nicht mehr leben, gehörte auch das Ehepaar Boike: Herr Boike starb vor fast 10 Jahren und Frau Boike, die bis zum Schluss dieses Museum geführt hat, starb im Februar 2020. Der damalige Vorstand der Stiftung Haus Hansestadt Danzig bestand aus Michael von Tettau, Dr. Arno Probst und Frau Boike, die zu der Zeit schon nicht mehr ganz gesund war. Sie hat einmal pro Woche für drei Stunden Büroarbeit erledigt, war kaum mehr in der Lage, das Museum zu öffnen. So wurde dieses Haus in der Engelsgrube immer mehr der Öffentlichkeit entzogen, und es entstand ein fragwürdiger Ruf beziehungsweise ein großes Fragezeichen – aus welchen Gründen auch immer.

… klicken Sie hier um den vollständigen Artikel zu lesen. (Lübeckische Blätter 16/2022)

Quelle: https://www.die-gemeinnuetzige.de/luebeckische-blaetter/